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Zwischen Klartext und Zwischentönen: Erfolgreiche Business-Kommunikation zwischen Deutschland und Ungarn

Internationale Geschäftsbeziehungen bringen nicht nur unterschiedliche Märkte, Rechtssysteme und Unternehmensstrukturen zusammen, sondern auch tief verwurzelte kulturelle Kommunikationsmuster. Diese Unterschiede wirken oft subtil – und gerade deshalb mitunter besonders einflussreich. Ein klassisches Beispiel ist die geschäftliche Interaktion zwischen deutschen und ungarischen Partnern: Obwohl geografisch nah und wirtschaftlich eng verbunden, könnten die Kommunikationsstile dieser beiden Länder kaum unterschiedlicher sein.

Während Deutschland in der interkulturellen Forschung als klassische Low-Context-Kultur gilt, in der Informationen klar, direkt und explizit vermittelt werden, zählt Ungarn eher zu den High-Context-Kulturen. Hier spielen nonverbale Signale, persönliche Beziehungen und unausgesprochene Konventionen eine bedeutende Rolle. Wer diese Unterschiede nicht kennt oder unterschätzt, läuft Gefahr, Missverständnisse zu provozieren – oft ohne es zu bemerken.

In der folgenden Analyse werden wir beleuchten, was diese kontextbezogenen Kommunikationsstile genau bedeuten, wie sie sich im Geschäftsalltag bemerkbar machen und welche Strategien helfen, interkulturelle Hürden zwischen deutschen und ungarischen Partnern zu überwinden. Denn eine gelungene Kommunikation ist weit mehr als nur Sprachbeherrschung – sie ist ein Schlüssel zu Vertrauen, Effizienz und langfristigem Erfolg.

Was bedeuten High-Context- und Low-Context-Kulturen?

Die Begriffe High-Context und Low-Context stammen aus der interkulturellen Kommunikationstheorie, insbesondere von dem Anthropologen Edward T. Hall. Sie beschreiben, wie stark Kommunikation vom Kontext abhängig ist – also von nicht ausgesprochenen Informationen, sozialen Rollen, Körpersprache, Beziehungsebene und kulturellen Erwartungen.

In einer High-Context-Kultur wie Ungarn wird erwartet, dass vieles unausgesprochen bleibt, weil gemeinsame kulturelle Erfahrungen, soziale Codes und implizites Wissen eine bedeutende Rolle spielen. Kommunikation ist hier vielschichtig, indirekt und stark vom persönlichen Vertrauensverhältnis geprägt. Wer den kulturellen Hintergrund oder den situativen Kontext nicht kennt, versteht oft nur einen Teil der Botschaft.

Demgegenüber stehen Low-Context-Kulturen wie Deutschland, in denen Klarheit, Präzision und explizite Aussagen geschätzt werden. Der Schwerpunkt liegt auf dem gesprochenen oder geschriebenen Wort – möglichst direkt, eindeutig und sachlich. Man geht davon aus, dass der Empfänger keine zusätzlichen Informationen „zwischen den Zeilen“ herausfiltern muss.

Diese konträren Kommunikationsstile wirken sich nicht nur auf Sprache und Gesprächsführung aus, sondern auch auf Entscheidungsprozesse, Verhandlungen, Hierarchieverständnis und den Umgang mit Konflikten. Wer diese Unterschiede erkennt, kann interkulturelle Brücken bauen – wer sie ignoriert, riskiert Reibungsverluste, Irritationen und Vertrauensverlust.

Ungarn als High-Context-Kultur: Zwischen Zeilen lesen als Kommunikationsnorm

Ungarn wird in der interkulturellen Forschung häufig als High-Context-Kultur klassifiziert – das heißt, Informationen werden hier selten vollständig und direkt ausgesprochen, sondern in einem dichten Netz aus impliziten Hinweisen, kulturellen Erwartungen und persönlichen Beziehungen vermittelt. In der geschäftlichen Kommunikation bedeutet dies, dass der Kontext – also wer etwas sagt, wann, wie und in welchem Rahmen – oft wichtiger ist als der bloße Inhalt der Aussage.

In der ungarischen Geschäftswelt spielt der Beziehungsaufbau eine zentrale Rolle. Ein Vertragspartner, dem man vertraut, zählt oft mehr als die Details eines Vertragsdokuments. Zwischenmenschliche Nähe, gegenseitiger Respekt und der sogenannte „erste Eindruck“ sind entscheidend. Daher wird häufig erwartet, dass man sich zunächst persönlich kennenlernt, bevor man zur Sache kommt. Small Talk, gemeinsame Mahlzeiten oder auch nonverbale Gesten wie Blickkontakt und Körpersprache tragen entscheidend zur Bewertung des Gegenübers bei.

Auch indirekte Ausdrucksweise ist in Ungarn verbreitet. Anstatt eine Ablehnung direkt zu formulieren, wird häufig beschönigt oder ausgewichen – nicht aus Unehrlichkeit, sondern aus Rücksicht auf die Beziehungsebene. Kritik wird oft in sehr diplomatischer Form geäußert oder gar nicht offen angesprochen, um das Gesicht des Gegenübers zu wahren. Dies kann für Gesprächspartner aus Low-Context-Kulturen verwirrend wirken, insbesondere wenn sie nach direkter Rückmeldung oder verbindlichen Aussagen suchen.

Zudem besitzt die ungarische Sprache selbst viele Nuancen, die Höflichkeit und Zurückhaltung ausdrücken, etwa durch den Gebrauch indirekter Formen, formeller Anrede oder abschwächender Wendungen. Dies spiegelt sich auch in geschäftlicher Korrespondenz wider, die oft ausführlich, höflich und auf die Beziehungsebene bedacht ist.

Wer erfolgreich mit ungarischen Geschäftspartnern kommunizieren möchte, sollte daher mehr als nur die sachliche Ebene berücksichtigen. Der Aufbau von Vertrauen, ein feines Gespür für nonverbale Signale und die Bereitschaft, sich auf indirekte Kommunikationsformen einzulassen, sind entscheidende Erfolgsfaktoren. Denn in einer High-Context-Kultur wie Ungarn liegt der wahre Inhalt der Botschaft oft nicht in dem, was gesagt wird – sondern in dem, was nicht gesagt wird.

Deutschland als Low-Context-Kultur: Klarheit, Direktheit und Regelorientierung

Deutschland gilt als prototypisches Beispiel einer Low-Context-Kultur, in der Kommunikation vor allem durch explizite, präzise und sachliche Sprache geprägt ist. In einem solchen Umfeld wird davon ausgegangen, dass die wesentlichen Informationen klar und vollständig ausgesprochen werden müssen – unabhängig von persönlichen Beziehungen oder der sozialen Situation. Kontext, Körpersprache oder unausgesprochene Erwartungen spielen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle.

In der deutschen Geschäftskultur ist Direktheit kein Zeichen von Unhöflichkeit, sondern von Effizienz und Professionalität. Aussagen wie „Das ist nicht machbar“, „Dafür fehlt uns das Budget“ oder „Das ist ein Risiko“ gelten als konstruktiv und zielorientiert – sie helfen, klare Entscheidungen zu treffen und Prozesse transparent zu gestalten. Deutsche Geschäftsleute empfinden es als positiv, wenn Probleme benannt und Meinungen offen ausgesprochen werden. Eine zu indirekte oder ausweichende Kommunikation wird hingegen schnell als unklar oder unzuverlässig wahrgenommen.
Auch im schriftlichen Austausch spiegelt sich dieser Stil wider: E-Mails und Verträge sind strukturiert, sachlich und in der Regel sehr detailliert. Juristische Absicherung, genaue Zeitpläne, Zuständigkeiten und Budgetgrenzen werden meist schon zu Beginn eines Projekts exakt definiert. Diese Präzision gibt allen Beteiligten Sicherheit – wird aber von Partnern aus High-Context-Kulturen mitunter als misstrauisch, bürokratisch oder sogar kalt empfunden.

Beziehungen spielen im deutschen Geschäftsalltag eine deutlich geringere Rolle als in vielen anderen Kulturen. Persönliche Nähe mag geschätzt werden, doch sie ist keine Voraussetzung für geschäftlichen Erfolg. Im Vordergrund stehen Fachkompetenz, Verlässlichkeit und die Einhaltung vertraglicher Vereinbarungen. Entscheidungen werden auf Basis von Fakten, nicht auf Basis emotionaler oder hierarchischer Nähe getroffen.

Für Geschäftspartner aus High-Context-Kulturen kann dieser Stil herausfordernd sein. Die nüchterne Direktheit wirkt leicht verletzend, die ausbleibenden sozialen Gesten werden als Desinteresse oder Arroganz interpretiert. Umgekehrt empfinden viele deutsche Geschäftsleute ihre internationalen Partner mitunter als vage, unentschlossen oder unprofessionell, wenn Entscheidungen nicht sofort klar benannt werden.

Der Schlüssel zu erfolgreicher Kommunikation mit deutschen Unternehmen liegt also in Klarheit, Struktur und der Bereitschaft, auch unangenehme Dinge offen anzusprechen. Wer sich dieser Erwartung an Eindeutigkeit und Sachorientierung bewusst ist, wird als kompetent und zuverlässig wahrgenommen – ein zentraler Baustein für langfristige Zusammenarbeit.

Typische Kommunikationsunterschiede im Business-Alltag

Die Unterschiede zwischen der ungarischen High-Context- und der deutschen Low-Context-Kommunikation zeigen sich besonders deutlich im täglichen Geschäftsleben – sei es in Meetings, beim E-Mail-Verkehr, in Verhandlungen oder in der Projektorganisation. Was für die eine Seite als höflich, effizient oder professionell gilt, kann von der anderen schnell als unklar, distanziert oder sogar unhöflich empfunden werden.

Ein zentrales Beispiel ist der Umgang mit Kritik und Meinungsäußerung. In Deutschland ist es üblich, Verbesserungsvorschläge oder Probleme offen und direkt anzusprechen – selbst gegenüber Vorgesetzten oder neuen Geschäftspartnern. Ungarische Gesprächspartner interpretieren solche Aussagen jedoch nicht selten als zu konfrontativ oder respektlos, da sie eher einen diplomatischen, indirekten Tonfall gewohnt sind. Umgekehrt kann ein höflich verpacktes ungarisches „Vielleicht wäre das eine Möglichkeit“ von deutschen Partnern als Zustimmung oder vage Idee missverstanden werden, obwohl es in Wahrheit eine höfliche Ablehnung oder vorsichtige Kritik bedeutet.

Auch im Bereich der Verbindlichkeit gibt es grundlegende Unterschiede. Deutsche Geschäftspartner erwarten in der Regel klare Aussagen wie „Wir werden das bis Freitag liefern“ oder „Die Entscheidung fällt nächste Woche“. Ungarische Gesprächspartner neigen hingegen dazu, Aussagen vorsichtiger zu formulieren, wie etwa: „Wir bemühen uns, es bis Freitag fertigzustellen“ – was in Ungarn durchaus als realistische Zusage gilt, in Deutschland jedoch Unsicherheit signalisiert. Daraus können Frustrationen entstehen, wenn vermeintlich verbindliche Zusagen nicht wie erwartet eingehalten werden.

Ein weiteres Feld ist die Rolle der Körpersprache und der nonverbalen Kommunikation. In Ungarn wird viel zwischen den Zeilen gelesen, und nonverbale Signale wie Mimik, Tonfall oder Gesprächspausen haben oft mehr Gewicht als das Gesagte selbst. Deutsche hingegen konzentrieren sich stärker auf den verbalen Inhalt und legen weniger Gewicht auf implizite Hinweise – was dazu führen kann, dass unausgesprochene Erwartungen oder emotionale Signale übersehen werden.

Auch die Struktur von Meetings kann zu Reibungen führen: Deutsche legen großen Wert auf eine klare Agenda, Zeitmanagement und ergebnisorientiertes Arbeiten. Ungarische Teilnehmer hingegen sehen Meetings oft auch als Raum für Beziehungsaufbau und informellen Austausch – was für deutsche Teilnehmer ineffizient oder abschweifend wirken kann.

Insgesamt ist der Unterschied nicht in der Qualität der Kommunikation zu suchen, sondern im kulturellen Code, der ihr zugrunde liegt. Wer diese Codes kennt und die Unterschiede bewusst reflektiert, kann potenzielle Stolpersteine frühzeitig erkennen und produktiv mit ihnen umgehen. Denn Missverständnisse entstehen nicht, weil jemand „falsch“ kommuniziert – sondern weil Sender und Empfänger unterschiedliche Kommunikationssysteme nutzen.

Häufige Missverständnisse und ihre Ursachen

Wenn deutsche und ungarische Geschäftspartner aufeinandertreffen, entstehen Missverständnisse nicht selten – und oft auf überraschend subtiler Ebene. Diese Missverständnisse wurzeln nicht in mangelnder Sprachkenntnis oder inhaltlicher Uneinigkeit, sondern in den kulturell geprägten Kommunikationsstilen, die sich tief in Denkweisen, Erwartungen und sozialen Gepflogenheiten eingebettet haben. Ohne ein Bewusstsein für diese Unterschiede kommt es leicht zu Fehlinterpretationen – mit potenziell negativen Folgen für die Geschäftsbeziehung.

Ein klassisches Missverständnis ergibt sich aus dem unterschiedlichen Umgang mit Direktheit. Deutsche Gesprächspartner formulieren Aussagen häufig klar, präzise und ohne große Umschweife. Diese Klarheit wird in der deutschen Geschäftswelt als Zeichen von Verlässlichkeit und Effizienz verstanden. Ungarische Partner hingegen, geprägt von einer High-Context-Kultur, deuten solche direkte Kommunikation oft als schroff, unhöflich oder sogar persönlich verletzend – insbesondere dann, wenn dabei keine diplomatische Einbettung erfolgt oder emotionale Zwischentöne fehlen.

Umgekehrt kann es geschehen, dass ein ungarischer Geschäftspartner seine Bedenken höflich und indirekt formuliert – etwa mit Formulierungen wie „das müsste man noch prüfen“ oder „ich bin mir nicht ganz sicher“ – und dies von deutschen Kollegen schlicht überhört oder als unbedeutend eingestuft wird. Die Folge: Entscheidungen werden getroffen, obwohl es auf ungarischer Seite in Wahrheit noch erhebliche Vorbehalte oder Zweifel gibt. Der deutsche Wunsch nach schneller Klarheit kollidiert dann mit der ungarischen Tendenz zur vorsichtigen, beziehungsorientierten Kommunikation.

Ein weiteres Feld für Missverständnisse ist die Interpretation von Höflichkeit. Was in Ungarn als respektvolles Zögern oder abwartende Haltung verstanden wird, kann von deutschen Partnern als Unentschlossenheit oder fehlendes Engagement gedeutet werden. Gleichzeitig wirken deutsche Direktheit und formelle Strukturen auf ungarischer Seite gelegentlich als unterkühlt oder zu technokratisch – insbesondere, wenn persönliche Elemente wie Small Talk, nonverbale Zeichen des Interesses oder Gesten des Vertrauens fehlen.

Auch im schriftlichen Austausch können Unterschiede zu Irritationen führen. Während ungarische Geschäftskorrespondenz oft stilistisch ausgeschmückt, höflich und mit Blick auf die Beziehungsebene formuliert wird, sind deutsche E-Mails meist knapp, strukturiert und rein sachorientiert. Ein deutscher E-Mail-Stil, der etwa nur aus einem Satz und einem Dateianhang besteht, kann in Ungarn als distanziert oder gar abweisend wahrgenommen werden – obwohl er in Deutschland als normal und effizient gilt.

Missverständnisse entstehen also häufig dort, wo kulturelle Selbstverständlichkeiten aufeinandertreffen. Beide Seiten handeln in ihrem jeweiligen System logisch und angemessen – doch gerade weil diese Systeme unterschiedlich kodiert sind, wirken sie im interkulturellen Kontext fremd oder irritierend. Erst durch gegenseitiges Verstehen dieser Muster können Kommunikationsbrücken entstehen, die Vertrauen schaffen und produktive Zusammenarbeit ermöglichen.

Interkulturelle Kompetenz als strategischer Erfolgsfaktor

In einer zunehmend globalisierten Wirtschaft ist interkulturelle Kompetenz längst mehr als ein „weiches“ Zusatzkriterium – sie entwickelt sich zu einem zentralen strategischen Erfolgsfaktor. Unternehmen, die im internationalen Umfeld agieren, müssen nicht nur Märkte und rechtliche Rahmenbedingungen verstehen, sondern auch die Kommunikationslogik ihrer Partner. Dies gilt besonders für den deutsch-ungarischen Kontext, in dem kontrastierende Kommunikationskulturen aufeinandertreffen: Direktheit versus Zurückhaltung, Klartext versus Andeutungen, Regelwerk versus Beziehungsnetzwerk.

Interkulturelle Kompetenz bedeutet, diese Unterschiede zu erkennen, einzuordnen und flexibel damit umzugehen. Es geht nicht darum, die eigene Kultur abzulegen oder sich komplett anzupassen, sondern um die Fähigkeit, im richtigen Moment angemessen zu reagieren. Wer weiß, dass ein „Wir prüfen das“ im ungarischen Kontext eine vorsichtige Ablehnung bedeuten kann, oder dass ein knappes deutsches „Einverstanden“ für ungarische Partner zu wenig Bestätigung darstellt, wird seine Kommunikation entsprechend differenzierter gestalten – und damit erfolgreicher agieren.

Zudem schützt interkulturelles Verständnis vor klassischen Fehlern im Umgang mit Partnern, Kunden oder Behörden. Es vermeidet Reibungsverluste, Missverständnisse und Frustrationen, die in Verträgen nicht geregelt, aber im Geschäftsalltag umso wirksamer sind. Denn Vertrauen entsteht nicht nur durch Vertragserfüllung, sondern auch durch das Gefühl, verstanden und respektiert zu werden.

Gerade Führungskräfte und Projektverantwortliche profitieren enorm von interkulturellem Know-how. In binationalen Teams, bei Ausschreibungen, Vertragsverhandlungen oder der langfristigen Zusammenarbeit mit Lieferanten entscheidet oft nicht nur das Produkt oder der Preis – sondern auch der Tonfall im Gespräch, der Umgang mit Hierarchien oder das Gespür für unausgesprochene Erwartungen.

Darum investieren erfolgreiche Unternehmen gezielt in interkulturelles Training, übersetzen nicht nur Inhalte, sondern auch Kommunikationsstile, und setzen auf lokal verankerte Experten, die kulturelle Brücken bauen können. Denn kulturelles Verständnis ist keine Nebensache – sondern eine Investition in tragfähige Geschäftsbeziehungen und nachhaltiges Wachstum.

Praktische Empfehlungen für eine gelungene Kommunikation zwischen deutschen und ungarischen Geschäftspartnern

Damit deutsch-ungarische Geschäftsbeziehungen erfolgreich verlaufen, reicht es nicht aus, nur dieselbe Sprache zu sprechen oder formell korrekte Dokumente auszutauschen. Entscheidend ist das Verständnis für den jeweils anderen Kommunikationsstil – und die Fähigkeit, die eigene Ausdrucksweise flexibel an die jeweilige Kultur anzupassen, ohne dabei Authentizität oder Effizienz zu verlieren.

Ein erster wichtiger Schritt besteht darin, sich Zeit für den Beziehungsaufbau zu nehmen. Während deutsche Geschäftspartner oft rasch zur Sache kommen möchten, ist es in Ungarn üblich, zunächst Vertrauen aufzubauen – sei es durch persönliche Gespräche, gemeinsame Mahlzeiten oder den Austausch über kulturelle oder private Themen. Wer diesen Schritt überspringt, wirkt schnell kühl oder desinteressiert. Deutsche Unternehmen sollten daher bewusst in die „weichen Faktoren“ investieren, insbesondere zu Beginn einer Partnerschaft.

Zweitens sollten deutsche Partner lernen, indirekte Aussagen richtig zu deuten. Wenn ein ungarischer Kollege zögert, eine klare Zusage zu geben, bedeutet das nicht zwangsläufig Unzuverlässigkeit – oft steckt dahinter diplomatischer Takt oder der Wunsch, sich nicht vorschnell festzulegen. Um Missverständnisse zu vermeiden, empfiehlt es sich, vorsichtig nachzufragen, auf Zwischentöne zu achten und zwischen den Zeilen zu lesen. Gleichzeitig kann es hilfreich sein, eigene Aussagen mit weichen Formulierungen zu versehen, um nicht zu forsch zu wirken – etwa mit „Was halten Sie davon…?“ oder „Vielleicht könnten wir in Betracht ziehen…“.

Umgekehrt sollten ungarische Partner wissen, dass deutsche Gesprächspartner eine hohe Erwartung an Klarheit, Verbindlichkeit und Struktur haben. Vage Aussagen oder ausweichende Reaktionen werden in Deutschland häufig als Unsicherheit oder mangelnde Planung ausgelegt. Hier ist es hilfreich, bei wichtigen Punkten explizit zu kommunizieren, Vereinbarungen schriftlich zu bestätigen und Deadlines konkret zu benennen. Auch im E-Mail-Verkehr gilt: Knappheit ist kein Zeichen von Desinteresse, sondern von Effizienz – dennoch kann ein freundlicher Einstieg oder ein abschließender Dankesgruß helfen, die Beziehungsebene zu wahren.

Ein weiterer praktischer Aspekt betrifft Meetings und Präsentationen. In Deutschland wird großer Wert auf gut vorbereitete, strukturierte Sitzungen gelegt, bei denen Themen zügig behandelt und Entscheidungen getroffen werden. Ungarische Partner sollten sich auf diese Erwartung einstellen, gleichzeitig aber nicht scheuen, Raum für persönliche Gespräche oder Zwischenfragen zu schaffen – dies kann die Atmosphäre auflockern und Vertrauen fördern.

Auch professionelle Dolmetscher und Übersetzer spielen eine wichtige Rolle, insbesondere bei Vertragsverhandlungen oder der Ausarbeitung technischer Dokumente. Dabei ist nicht nur die sprachliche, sondern auch die kulturelle Übersetzung entscheidend: Ein kompetenter Übersetzer kennt die feinen Unterschiede zwischen höflicher Zurückhaltung und verbindlicher Aussage – und kann zwischen beiden Seiten vermitteln.

Nicht zuletzt empfiehlt es sich für beide Seiten, regelmäßig Feedback einzuholen und offen über Kommunikationspräferenzen zu sprechen. Solche Meta-Kommunikation – also das Gespräch über das Gespräch – schafft Bewusstsein für kulturelle Unterschiede und stärkt die Zusammenarbeit langfristig.

Kurzum: Eine gelungene deutsch-ungarische Kommunikation erfordert nicht die Aufgabe der eigenen Kultur, sondern gegenseitiges Verständnis, Respekt und Flexibilität. Wer sich darauf einlässt, legt den Grundstein für stabile Partnerschaften und nachhaltigen Geschäftserfolg.

Sensibilität und Anpassung als Brücke zwischen den Kulturen

Die geschäftliche Kommunikation zwischen Deutschland und Ungarn bewegt sich in einem Spannungsfeld zweier unterschiedlicher kultureller Prägungen – der direkten, sachorientierten Low-Context-Kultur Deutschlands und der indirekten, beziehungsbetonten High-Context-Kultur Ungarns. Was in der einen Kultur als Effizienz gilt, kann in der anderen als Kälte empfunden werden; was dort als Höflichkeit verstanden wird, kann hier als Unverbindlichkeit erscheinen.

Gerade in diesem Spannungsfeld liegt jedoch auch ein enormes Potenzial: Wer die Unterschiede erkennt, sich mit ihnen auseinandersetzt und daraus die richtigen Schlüsse zieht, kann nicht nur Missverständnisse vermeiden, sondern auch tiefergehendes Vertrauen aufbauen. Denn interkulturelle Kompetenz ist keine abstrakte Theorie, sondern eine konkrete Fähigkeit, die im Geschäftsalltag täglich über Erfolg oder Misserfolg entscheidet.

Sensibilität für den Kommunikationsstil des Gegenübers, die Bereitschaft zum Perspektivwechsel und der Mut, eigene Gewohnheiten gelegentlich zu hinterfragen, sind die Schlüsselqualifikationen in der deutsch-ungarischen Zusammenarbeit. Sie ermöglichen es, Brücken zu bauen, wo andere nur Hürden sehen – und sie schaffen Raum für eine Kommunikation, die nicht nur funktioniert, sondern auch verbindet.

In einer Welt, in der Märkte immer enger zusammenrücken, sind diese Fähigkeiten keine Kür mehr, sondern Pflicht. Wer sie beherrscht, ist nicht nur besser vorbereitet auf internationale Herausforderungen, sondern verschafft sich auch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Denn wo Kommunikation gelingt, wächst Vertrauen – und Vertrauen ist die Währung nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolgs.

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